Monatsbericht April

Der Monat begann für uns mit einer fraglich Hepatitis B positiven Schwangeren, die wir nach einem glücklicherweise negativen Schnelltestergebnis aber bei suspekten kindlichen Herztönen in ein Krankenhaus nach Pondicherry verlegten, wo sie am nächsten Tag einen Kaiserschnitt bekam. Mutter und Kind sind wohl auf.

Kurze Zeit später erhielten wir erfreulichen Besuch: Eine Krankenschwester aus Gengavalam und zugleich Mutter einer der Frauen, die bei uns geboren haben, lobte das MHC und die Arbeit des Teams, sie schien sehr beeindruckt, was uns natürlich freute und mit Stolz erfüllte.

Am 06.04. um Punkt zwei Uhr morgens folgte die lang ersehnte 50. Geburt in unserem Maternity Health Centre! Obgleich sich die Eröffnungsphase in die Länge zog und die Geburt durch Wehenmittel unterstützt werden musste, brachte die erschöpfte Frau letztendlich einen gesunden Jungen zur Welt. Voller Stolz nahm das Elternpaar am nächsten Tag die Geschenke anlässlich dieses wichtigen Tages an: Eine Garnitur Babykleidung und einen Sari für die glückliche Mutter. Zudem gab es einen Schokoladenkuchen mit der Aufschrift ''50. delivery PMD MHC 06.04.2013'' für die gesamte Familie und unser Team.

Die Betreuung einer Frau und ihrer Tochter wurde unverhofft wieder von uns aufgenommen. Das Kind war im November bei uns zur Welt gekommen und hatte uns damals schon durch sein äußeres Erscheinungsbild aufmerksam gemacht. Ein deutscher Kinderarzt wurde derzeit zu Rate gezogen, da Ferndiagnosen über Fotos jedoch schwierig sind und es um die finanzielle Situation der Familie nicht gut stand, ließ man die Angelegenheit zunächst auf sich beruhen. Diesen Monat kam die junge Frau abermals mit ihrer nun fünf Monate alten Tochter zu unserer Ärztin, um den Husten des Kindes abklären zu lassen. Viel auffälliger als dieser war jedoch die Gewichtszunahme, die selbst für indische Verhältnisse eindeutig unzureichend war. Wir begleiteten das Kind, ihre Mutter und ihre Großmutter zu zwei Krankenhäusern nach Pondicherry, um durch eine spezielle Blutuntersuchung eine feste Diagnose zu bekommen. Bislang war dies jedoch ohne Erfolg, so entschlossen wir uns, die Mutter mit ihrem Kind von nun an in regelmäßigen Abständen zur Gewichtskontrolle zu uns zu bitten, um wenigstens in diesem Punkt Betreuung und Beratung anbieten zu können. Wir hoffen sehr, dass sich unsere Befürchtungen, es liege ein genetischer Defekt vor, nicht bestätigen und sich das Mädchen in Zukunft kräftig und gesund entwickelt.

Am 16. bekamen wir Besuch von Dr. D.S.K. Rao, einem Vertreter der Microcredit Summit Campaign. Im Gespräch lernten beide Parteien das Projekt der jeweils anderen kennen und es kam zum regen Austausch über den Gesundheitszustand der hiesigen Bevölkerung. Das Resultat des Meetings war die Idee, durch finanzielle Unterstützung von Microcredit je eine Frau in bestimmten Dörfern der Umgebung in medizinischen Untersuchungen zu schulen, um in Zukunft eigenständig Prävention leisten und Ernährungsberatung bieten zu können. Abgesehen von dem positiven Effekt auf das Bewusstsein der Menschen für Risikofaktoren und ungesunde Lebensweisen, würden wiederum mehr schwangere Frauen auf unsere Institution aufmerksam gemacht werden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob eine Zusammenarbeit und die Schulung jener Frauen in dem Sinne möglich ist, wie wir sie uns erhoffen. Wir sind guten Mutes.

Am selben Tag nahmen wir eine Frau auf, die nach dem Blasensprung zunächst von uns betreut, am Abend jedoch auf eigenen Wunsch ins nächstgelegene Krankenhaus verlegt wurde, um einen Kaiserschnitt zu bekommen. Das erste Kind hatte sie ebenfalls per Kaiserschnitt zur Welt gebracht und auch in diesem Fall verlief der Eingriff gut.

Am nächsten Morgen kam eine weitere Frau zu uns, die, nachdem sie zur Tür herein getreten war, in weniger als einer viertel Stunde ihr drittes Kind gebar. Die junge Frau war über die schnelle Geburt sehr froh und nahm ihre gesunde Tochter zu sich. Das kleine Mädchen war durch den rasanten Durchtritt durch das mütterliche Becken zunächst ein wenig gestresst, was sich aber nach einiger Zeit in entspannter Atmosphäre legte.

Bereits fünf Tage später folgte auch die dritte Geburt im April. Die junge Frau war am Abend bei uns eingetroffen und gebar um 01:07 Uhr ihr erstes Kind, einen Sohn. Am späten Nachmittag begleiteten wir die Familie nach Hause, wo wir, nachdem wir die klassische Zeremonie anlässlich der Geburt sehen durften, auch gleich einer weiteren schwangeren Frau vorgestellt wurden.  In deren Anwesenheit freuten uns besonders über die vielen guten Worte seitens der gesamten Familie, da sich die frische Mutter für das MHC entschieden hatte, weil es ihr von "unserer 50. Geburt" ans Herz gelegt wurde.

Den Vormittag des nächsten Tages verbrachten wir bei einem Health Training, das von PMD organisiert und auf deren Grundstück durchgeführt wurde. In dem insgesamt dreitägigen Seminar wurden die circa zwanzig Frauen verschiedenen Alters von unterschiedlichen Dozenten besucht und unterrichtet. Wir konzentrierten uns auf das Thema Schwangerschaft und hatten große Freude an dem regen Interesse, der Unterricht gestaltete sich als sehr fröhlich und interaktiv. Einige Tage später machten sich wieder zwei Hebammen unseres Team auf den Weg, ein weiteres Health Training durchzuführen, mit ebenso großem Erfolg und Spaß.

In den frühen Morgenstunden des 27. April brachte eine uns bislang unbekannte Frau ihre Tochter bei uns zur Welt. Sie war nur drei Stunden zuvor wegen eines Blasensprungs und beginnenden Wehen zu uns gekommen und gebar schnell und ohne Probleme. Wie wir erfreut erfuhren, hatte sich die Familie sogar ein Mädchen gewünscht, da die Frau bereits Mutter eines Jungen ist.

Diesen Monat erhielten wir die erfreuliche Nachricht, dass seitens der Hilfsorganisation "Ein Herz für Kinder" ein großzügiger Betrag an Spendengeldern für unser MHC bewilligt wurde.  Durch die Anschaffung eines CTG, eines Laptop und einer elektrischen Milchpumpe wurde damit unsere Ausstattung um drei wahrhaft nützliche Komponenten erweitert. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei "Ein Herz für Kinder" für jene Unterstützung bedanken, ebenso bei der indischen Firma "Walnut Group", die zur Bestellung der Milchpumpe ein Doppelpumpset beisteuerte.

Am 29.04.2013 verließ die Hebamme Verena Schurr das geburtshilfliche Team des MHC. Nach sechs Monaten intensiver Arbeit schauen wir alle auf die erstaunlichen Ergebnisse zurück, die sie mit so viel Herzblut erzielt hat. Verena, wir danken dir für deine medizinische Kompetenz, dein Engagement, deine Geduld und deine Energie, mit der du jeden Tag deine Arbeit begonnen hast. Sowohl wir deutschen Hebammen, als auch alle Mitglieder des indischen Personals, von den Reinigungsdamen über die Köchin bis hin zu den Schwestern, werden dich und deine fröhliche und herzliche Art furchtbar vermissen.

Während der fünften und letzten Geburt des Monats kam es zu einem geburtshilflichen Notfall. Wir konnten die Komplikation jedoch beheben, so dass am Ende alle Beteiligten gesund und erleichtert aufatmen konnten. Trotz der anfänglichen Enttäuschung über das bereits vierte Mädchen wurde die Familie am Ende ihres Aufenthalts letztendlich mit einem Lächeln entlassen und so nahm ein weiterer aufregender und lehrreicher Monat im MHC sein Ende.

Yasmin Metwaly für das Indien-Team