Liebe Freunde und Wegbegleiter,
man hat mich gebeten, das Positive eines Tages wahrzunehmen.
Das will ich gerne versuchen und erlaube mir, über das Treffen mit dem DDH (Deputy Director of Health), Herr Krishnamurti und die darauf folgenden Tage zu berichten.
Start: Montag, 20-06-2011, wohl vom Sekretär vorgesehen, Treffen mit Herrn K. zum Zwecke der Begleitung der Erlangung einer Arbeitszulassung als Hebamme, bzw. Arzt in Tamil Nadu, Indien. Die Unerläßlichkeit eines solchen Dokuments war Anläßlich der Ablehnung der Betriebserlaubnis für das MHC von ebenda festgestellt worden. Das ist international üblich und nicht in Frage zu stellen.
Anruf Montag ca. 10 Uhr (wir waren bereits auf dem Weg zum Gesundheitsamt), Herr K. sei in Madras und käme heute nicht zurück. Morgen, Dienstag, 21-06-2011 sollten wir uns zur Verfügung halten.
Dienstag, 15:30 Uhr, Anruf vom Sekretär Herr K. sei jetzt anwesend und wir sollten um 16:15 da sein (Fahrt-Dauer für 27 km normalerweise ca. eine Stunde).
Wir waren pünktlich, wurden vom PA (Persönlicher Assistent) begrüßt. Dieser bedankte sich für die Wohltaten, die wir aus Deutschland den Armen des Landes mitgebracht haben und fügte gleich an, daß von seiten der Behörde erwartet werde, daß Teile der medizinischen Ausrüstung des MHC den staatlichen Stellen zur Verfügung gestellt werden sollten, da auch diese für die Armen arbeiten würden.
Er sah sich unsere Unterlagen an und wies uns an, ihm Mittwoch Kopien zu überbringen. Unmittelbar annehmen wollte er sie nicht. Der DDH sei außer Haus mit einem Vergiftungsfall beschäftigt. Beim Verlassen des Raumes war der DDH in seinem Zimmer mit Glastür mit einigen Personen sprechend zu sehen.
Die rasch angefertigten Kopien wurden wir in der Tat nicht mehr am selben Abend los, da keiner der Herren im Hause war.
Mittwoch, 22-06-2011 (ein Tag vor Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung) 10:30 Uhr Erneutes Treffen mit dem PA zur Durchsicht der Unterlagen und Mitteilung, wohin diese gebracht werden müßten. Während des Blätterns in den Papieren Aufklärung durch PA über die Erfolge während der Amtszeit des DDH in Bezug auf steigende Zahlen der klinischen Entbindungen im Viluppuram-Distrikt. Man habe es geschafft, im Distrikt 3500 Geburten unter Klinik-Bedingungen stattfinden zu lassen, da jedes Primäre Gesundheitszentrum (PHC) 24 Stunden besetzt und mit allen notwendigen Einrichtungen versehen sei. Es sei immer ein Arzt da, Ultraschall und Reanimations-Einheit sei vorhanden; es fehle also an nichts. Derzeit gäbe es allerdings einige Versorgungs-Engpässe bei Handschuhen, Verbandmaterial und einigen anderen Dingen, sodaß es von unserer Seite angebracht sei, das PHC zu unterstützen, was mit kurz vor dem Verfall stehenden Materialen geschehen solle, welches er den kopierten Listen des Lagerraumes entnehmen konnte.
Was unsere Papiere angehe, sollten wir doch im Internet (Internet, Sie wissen doch..) nach der Anschrift des Medical Council in Madras suchen, dort könne man auch die Antragsformulare herunterladen. Er rief kurz im PHC an, um uns anzukündigen, da wir ihm mitteilten, daß wir gerne mit der Ärztin sprechen würden. Im Nebenraum saß DDH und spielte mit seinem Mobil-Telefon.
Also Ananthapuram PHC. Frau Doktor war außer Haus und wurde telefonisch herbeigerufen. So recht klar schien nicht zu sein, was gebraucht werde. Wir würden in unserem Vorrat nach Handschuhen Größe 7 und Tupfern und Mullbinden sehen, Sie könne diese morgen bei uns abholen. Donnerstag ginge nicht, da sie zu einem Seminar müsse. Der Pharmacist würde die Sachen abholen. Ich fragte sie nach dem Hersteller des Schallgeräts und ob ich dieses sehen könne. Hersteller wisse sie nicht, sie würde es mir aber gerne zeigen. Die Schwester teilte ihr mit, daß das Gerät wegen einer Visitation außerhalb nicht zur Verfügung stehe. Das 2x2 m große Entbindungszimmer kenne ich bereits. Inzwischen steht noch ein Baby-Warmer drin, der eine gewisse Ähnlichkeit zu unserer von Heinen und Löwenstein gestifteten Rea-Einheit hat. Die Schwester teilte mit, daß es sich hier um eine Foto-Therapie-Einrichtung handele.
Hanka und Mary-Agnes haben infolge den Lagerraum nach kurz vor dem Ablauf stehenden Handschuhen und Verbandszeug durchsucht, was leicht zu bewerkstelligen war, da die Damen alles akribisch erfaßt und gelistet haben. Die Handschuhe haben wir sämtlich kürzlich in Pondicherry gekauft, da die mitgebrachten nicht mehr brauchbar waren.
Also gefunden haben die Damen nichts, dann aber doch einiges zusammengestellt, was im PHC gebraucht werden könnte.
Die Abhol-Aktion am Donnerstag habe ich nicht verfolgen können, da ich schon wieder nach Viluppuram mußte zur Kontrolle einiger meiner Sono-Statements, aber das ist eine andere Geschichte über welche ich im nächsten Beitrag ebenso berichten werde wie über die erste Geburt im MHC am 24-06-2011. Das dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben.
Zurzeit halten wir uns (wieder) illegal im Land auf und selbst wenn die E-Visa verlängert werden sollten, werden wir (wegen fehlender Arbeits-Erlaubnis) absehbar illegal arbeiten (müssen/sollen/dürfen).
Unsere wohlmeinenden Kritiker bitte ich, dies zu berücksichtigen.
Ich danke Ihnen!
Ihr Dr. W. Donné